16. Juli 2025

Sichere Narkose bei Hund und Katze- auch im Alter

„Ich habe Angst vor der Narkose!“ Oder: „Mein Tier ist zu alt für eine Narkose.“

Solche Sorgen hören wir als Tierarztpraxis oft – und wir nehmen sie sehr ernst. Die gute Nachricht: Mit moderner Anästhesie, individueller Vorbereitung und professioneller Überwachung sind sichere Narkosen heute auch bei alten oder kranken Tieren gut durchführbar.


Wie hoch ist das Narkoserisiko wirklich?

Für junge, gesunde Tiere ist das Risiko einer Narkose sehr gering.
Bei älteren oder kranken Tieren steigt das Risiko – ebenso bei bestimmten Rassen. So ist beispielsweise eine französische Bulldogge mit Atemproblemen auch in Narkose besonders empfindlich.

Aber: Auch solche Tiere können sicher narkotisiert werden – mit der richtigen Vorbereitung, Wahl der Narkoseform und guter Überwachung.


Anästhesieleitlinien & ASA-Klassifikation

In der Tiermedizin gelten inzwischen Leitlinien für eine sichere Narkose bei Kleintieren.
Dabei wird jedes Tier vorab gründlich untersucht und einer Risikogruppe zugeordnet – nach der sogenannten ASA-Klassifikation:

  • ASA 1: Junges, gesundes Tier
  • ASA 5: Schwer erkranktes Tier mit sehr hohem Risiko

Diese Einstufung hilft uns, die passende Narkoseform und Medikamente auszuwählen.


Untersuchung vor der Narkose

Vor jeder Narkose führen wir eine umfassende Allgemeinuntersuchung durch – inklusive Herz, Lunge und Kreislauf.
Außerdem fragen wir Sie:

  • Gibt es aktuelle Beschwerden wie Durchfall, Erbrechen, Husten?
  • Bekommt Ihr Tier Medikamente?
  • Gab es frühere Narkosen – und wenn ja, mit Komplikationen?

Zusätzliche Untersuchungen wie Blutuntersuchungen, Röntgen oder Herzultraschall können bei Bedarf sinnvoll sein. Erst dann treffen wir die Entscheidung zur Narkose.


Narkoseeinleitung: Was passiert genau?

In den meisten Fällen legen wir vor dem Eingriff einen Venenzugang – außer bei sehr kurzen Eingriffen wie der Kastration eines Katers.

Der Zugang dient dazu:

  • Medikamente schnell und sicher zu verabreichen
  • Infusionen zu geben
  • im Notfall sofort zu handeln

Die eigentliche Narkose erfolgt mit einer Kombination aus verschiedenen Medikamenten, die aufeinander abgestimmt sind. So können wir die Dosis einzelner Mittel verringern – das reduziert Nebenwirkungen und Risiken.


Sauerstoff, Tubus & Inhalationsnarkose

Sobald das Tier tief genug schläft, wird bei längeren oder riskanten Eingriffen ein Tubus in die Luftröhre gelegt. Das ist besonders wichtig bei:

  • Atemwegserkrankungen
  • bestimmten Rassen (z. B. Mops, Bulldogge)
  • Eingriffen im Maul, Magen-Darm-Bereich
  • nicht nüchternen Tieren

Über den Tubus wird ein Sauerstoff-Narkosegas-Gemisch verabreicht. Sauerstoffgabe ist generell in jeder Narkose sinnvoll, da viele Narkosemittel die Atmung hemmen. Alternativ kann Sauerstoff über eine Maske gegeben werden.


Ein Muss: Die Narkoseüberwachung

Während der gesamten Narkose wird Ihr Tier durch eine geschulte Fachkraft überwacht, die keine anderen Aufgaben übernimmt. Das ist fester Bestandteil der Anästhesieleitlinien.

Was wird überwacht?

  • Puls, Atmung, Temperatur, Narkosetiefe
  • Blutdruck (vor allem bei längeren Eingriffen)
  • Unterstützend durch Monitore – oft schneller als das menschliche Auge

Je nach Risikogruppe, Eingriffsart und -dauer passen wir den Überwachungsumfang individuell an. Eine Katerkastration ist natürlich weniger aufwändig als z. B. eine Magendrehung oder Zahnsanierung bei einem alten Tier.

Auf dem Narkosemonitor werden alle wichtigen Parameter zur Narkoseüberwachung angezeigt (z.B. Blutdruck, Körpertemperatur, EKG)


Aufwachphase – die unterschätzte Gefahr

Über 50 % aller Narkosezwischenfälle passieren nach dem Eingriff – in der Aufwachphase.
Deshalb wird Ihr Tier auch hier weiter engmaschig überwacht, bis es wieder stabil und wach ist.

Für viele Narkosemittel gibt es sogenannte Antagonisten – das sind Gegenmittel, die die Wirkung sofort aufheben. Dadurch verkürzt sich das Aufwachen von bis zu 2 Stunden auf wenige Minuten.


Weitere wichtige Maßnahmen

Wir achten auf viele Details, die zur Sicherheit Ihres Tieres beitragen:

  • Augentropfen, damit die Hornhaut nicht austrocknet (die Augen bleiben während der Narkose offen)
  • Wärmemanagement, um Unterkühlung zu vermeiden – besonders bei Bauch- oder Zahneingriffen
  • Schmerztherapie nach der OP – auch ein kastrierter Kater hat Schmerzen und braucht entsprechende Medikamente

Diese Katze wird bereits zu Beginn eines Zahneingriffes gewärmt, um einen unnötigen Temperaturverlust zu verhindern.


Unser Anspruch: Sichere Narkose nach Leitlinie

In unserer Praxis führen wir Narkosen ausschließlich nach den aktuellen Anästhesieleitlinien durch.
Ziel ist es, das Risiko auf ein Minimum zu reduzieren und Ihrem Tier eine sichere, schmerzfreie Behandlung zu ermöglichen – unabhängig von Alter oder Vorerkrankung.


Sie haben noch Fragen zur Narkose Ihres Tieres?

Sprechen Sie uns gerne an. Wir nehmen uns Zeit für Ihre Sorgen und beraten Sie individuell.