Zahnstein beim Hund- warum eine Behandlung ohne Narkose keinen Sinn macht

Heike MohnAktuelles

Viele Hundesalons bieten inzwischen Zahnsteinentfernungen für den Hund an. Dabei wird meist mit einer Ultraschallzahnbürste oder mit einem Haken gebildeter Zahnstein entfernt. Der große Vorteil, den viele Besitzer sehen, scheint häufig einfach: “ Mein Hund braucht keine Narkose!“

Ein großer Nachteil, der leider übersehen wird- das entfernt nur den „kosmetische“ Zahnstein. Der problematische Zahnstein liegt nämlich nicht sichtbar dem Zahn auf. Er liegt in den Zahntaschen zwischen Zahnfleisch und Zahnhals – für uns nicht sichtbar. Gerade kleinere Hunderassen haben häufig das Problem mit diesen z.T. sehr tiefen Zahntaschen. Parodontose – ein Begriff, den jeder auch vom Menschen kennt. Die Folge dieser Parodontose ist letzten Endes der Verlust des Zahnes, wenn sie nicht konsequent und ausreichend behandelt wird.

Ein Beispiel aus der Praxis: Kleiner Malteserrüde, 10 Jahre alt, wird in der Sprechstunde vorgestellt, weil ein Schneidezahn ausgefallen ist und ein zweiter Schneidezahn stark wackelt. Jedes Jahr wurde nach dem Scheren beim Hundefriseur noch der Zahnstein mit einem Haken entfernt. Wir machen einen Termin zur Gebisssanierung und das Resultat….. 12 gezogene Zähne.

Das Problem: Diese Taschen fallen nicht auf!!!

Eine kleine Bilderserie, um das Problem zu verdeutlichen:

Auf dem ersten Bild ein Eckzahn mit etwas Zahnstein- auf den ersten Blick nicht schlimm. Der Zahn sieht doch gut aus, könnte man meinen. Wir untersuchen jeden Zahn mit der sogenannten Parodontalsonde, um mögliche Taschen zu erkennen und die Tiefe festzustellen (Bild 2). Auf dem dritten Bild wird deutlich, wie tief die Tasche ist- ganze 8mm, normal wären etwa 2mm. Sammeln sich in diesen Taschen Beläge, wird der Zahnhalteapparat geschädigt, der Knochen bildet sich zurück und in letzter Konsequenz fällt der Zahn aus.

Und damit kommen wir zum nächsten wichtigen Punkt: Hunde mit Parodontose brauchen regelmäßige Zahnhygiene- vom Besitzer ( ja, das heißt möglichst regelmäßig Zähne putzen) aber auch regelmäßige Zahnsanierung beim Tierarzt in Narkose.

„Aber dann muss mein Hund in Narkose!“

Verständlicherweise haben viele Besitzer Respekt vor einer Narkose. In einer Voruntersuchung beurteilen wir das individuelle Narkoserisiko. Möglicherweise raten wir zu einer Blutuntersuchung je nach Alter des Tieres oder entsprechenden Vorerkrankungen. Solche Eingriffe werden bei uns immer unter Inhalationsnarkose am intubierten Tier durchgeführt. Herz-Kreislaufparameter können wir am Monitor überwachen. Dadurch kann das Narkoserisiko auch für alte oder kranke Tiere deutlich minimiert werden.